
Mensch – Natur: eine Welt |
Spazieren wir durch eine Landschaft, entsteht ein besonderer Erlebnisraum: Kiefern, Wiesen oder Rapsfelder duften, den Wind spüren wir als Berührung im Gesicht, wir lauschen den Vögeln oder dem Wispern eines Gerstenfeldes.
Im besten Falle fühlen wir uns eins mit der Natur. Solche sinnlichen Erlebnisse erinnern daran, dass wir Menschen nur ein winziges Element im Naturraum der Erde sind – neben Tieren, Pflanzen, Sand oder Steinen. Sie alle bilden unsere Mitwelt. Das ökologische Gleichgewicht dieser Mitwelt aber ist längst in einen krisenhaften Zustand geraten und sie wurde zur beherrschten und zunehmend zerstörten Umwelt.

Unter dem Thema „Mensch – Mitwelt: Im Einklang mit der Natur“ möchten die 6. Klanglandschaften diesen Einklang wieder erlebbar machen. Dialoge zwischen Naturräumen und Klängen, ob von menschlichen Stimmen oder Instrumenten, intensivieren solche Erlebnisse. Orte dafür haben wir wieder im Umfeld des historischen Kornspeichers in Hobrechtsfelde gefunden. Der Eröffnungsabend des Festivals findet zuvor, wie schon in anderen Jahren, rund um den Summter See statt.

Lauschendes Flanieren und lebendiger Wald
Am Samstagabend des 14. Juni lädt das Vokaltrio Generator zum lauschenden Flanieren am Ufer des Summter Sees ein. Die Stimmvirtuosinnen Natalia Pschenitschnikova, Anna Clementi und Frauke Aulbert singen ausgewählte Werke internationaler Komponistinnen bis hin zu Volksliedern und verbinden die intime Waldakustik und die akustische Weite des Sees. Zum Sonnenuntergang tauchen wir ein in die musikalisch-ökologische Erzählung „Vibrant Forest – Lebendiger Wald“. Mit E-Bass, Live-Elektronik und Live-Overhead-Projektionen aus Naturmaterialien auf eine große Leinwand sorgen der Bassist John Eckhardt und die Künstlerin Katrin Bethge für eine Durchdringung von Natur- und Kunsterlebnis.

Weidenflechten und Insektensummen
Der zweite Tag am 15. Juni in Hobrechtsfelde bietet ab Mittag verschiedenartige Möglichkeiten, den Einklang mit der Natur zu erleben: per Kunsthandwerk, durch eine Naturwanderung, bei drei verschiedenen konzertanten Aktionen und in der Diskussion mit einem schreibenden Umweltaktivisten.
Unter der sachkundigen Anleitung von Andrea Tuve können alle Interessierten die Biegsamkeit von Weidenzweigen buchstäblich begreifen und deren Klanglichkeit erfahren. Das Publikum hat die Möglichkeit, Figuren zu flechten, die zu einem größeren Kunstwerk zusammengefügt werden. Eine Führung mit einer Insektenkundigen lässt uns in die Welt der Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und anderer Insekten eintauchen und veranschaulicht, wie wichtig deren Schutz ist.

Harmonien, Dissonanzen – und die Sonne spielt mit
Zu einem besonderen Ereignis wird die Komposition „Vermessene Zeit“ von Sandeep Bhagwati am Nachmittag. Das Kairos Quartett und das internationale Ensemble Śabdagatitāra mit seinen Instrumenten aus verschiedenen Kulturen vermessen auf einem großen Rundweg die Zeit per Klang – und das Publikum wandert mit. Es wird erleben, wie die menschengemachten Harmonien und Dissonanzen in den Gesängen von Wind, Blättern, Gras, Insekten und Vögeln aufgehen. Einen Ort der lauschenden Ruhe bietet anschließend Emilio Gordoas konzertante Installation für Solar Percussion Quintett, bei dem die Sonne zur wichtigsten Mitspielerin wird.

Sehr froh sind wir, den Philosophen, Theaterdramaturgen und Publizisten Fabian Scheidler für ein Nachdenken über Teilhabe und Verantwortung bei der Rettung unseres Planeten gewonnen zu haben. Im Gespräch mit dem Musiker John Eckhardt und dem Komponisten Volker Staub bietet sich die Gelegenheit, künstlerische Erlebnisse zu reflektieren. Mit Musik von Volker Staub, gespielt vom Ensemble MAM. manufaktur für aktuelle musik, geht dieser zweite Tag zu abendlicher Stunde auf einer Waldwiese zu Ende. Gleich Naturereignissen überraschen Solo-, Duo- und Ensemblestücke das Publikum aus immer wieder anderen Richtungen und verbinden sich im Licht der untergehenden Sonne zu einer geheimnisvollen Klanglandschaft
Lauschen Sie, entdecken Sie sich selbst im Einklang mit der Natur, lassen Sie sich von Ihren Ohren Neues erzählen!
Gisela Nauck